Trainingslager Südschwarzwald Juli 2019

 

Im Juli 2019 stand ein 1-Wöchiges Trainingslager im Südschwarzwald auf meinem Jahresplan. Ausgang für meine Trainingstouren sollte Bad Krozingen sein, wo ich mehrere Jahre meiner Jugend verbracht habe und wo noch freundschaftliche und familiäre Bande bestehen. Ich und meine Frau hatten uns eine Ferienwohnung zentral in Bad Krozingen gemietet, so dass abends alle Lokalitäten im Ort fußläufig erreichbar waren und meine Frau, die halbtags arbeiten musste und nicht Rennrad fährt, ihre Unterhaltungsmöglichkeiten und Sportprogramm durchführen konnte.

 

 

Tag 1: 50 Kilometer 800 Höhenmeter – Anreisetag

Die Anreise erfolgte aus Bad Oeynhausen NRW. Nach ca. 600km Anfahrt haben wir gegen 15:00 Uhr die FEWO in Bad Krozingen bezogen.

Bad Krozingen ist ein kleiner Kurort südlich von Freiburg. Aufgrund seiner Lage in der Rheinebene ist Bad Krozingen als Startort für Radtouren zwischen Basel und Emmendingen sowie Colmar bis in den Hochschwarzwald hervorragend geeignet. Er bietet sich aber auch als Ausgangspunkt für Wanderungen und Unternehmungen im Breisgau und Elsass an.

Der Kurort bietet in seiner verkehrsberuhigten Innenstadt viele Möglichkeiten abends essen zu gehen.Nach der Ankunft reichte es noch für eine schnelle Runde hinauf zum Wiedener Eck. Aus Bad Krozingen ging es hinaus Richtung Staufen ins Münstertal und weiter die knappen 800HM zum Wiedner Eck. Oben angekommen, ging es schnell denselben Weg zurück, um rechtzeitig zu Fuß in die Gastwirtschaft zu kommen und den ersten Abend bei Salat und Weizen ausklingen zu lassen.

 

Tag 2: 82 Kilometer 2000 Höhenmeter

Die Tour führte aus Bad Krozingen hinaus Richtung Heitersheim über Betberg und St. Ilgen durch die idyllischen Weinberge nach Britzingen. In Britzingen gibt es wie in fast jedem Ort ein Weingut – hier mit sehr leckeren Weißweinen. Am Ortsende ging es dann links weg über „die Schwärze“ (Name der Passhöhe) Richtung Badenweiler nach Schweighof (Ortsteil von Badenweiler), wo der erste ernsthafte Anstieg des Tages anstand. Bei noch angenehmen Temperaturen ging es nun gute 10 km etwa 700HM bergan zum Kreuzweg. Im Anstieg hat man immer wieder wunderschöne Ausblicke in die Rheinebene. Oben angekommen, ging es nun zügig bergab Richtung Neuenweg, wo die erste Gegensteigung wartete und beeindruckende Ausblicke auf den Belchen freigab. Nach kurzer steiler Abfahrt ging es vorbei an Ober- und Niederböllen in Richtung Schönau. In einer scharfen Rechtskurve nahm ich die unscheinbare Abfahrt Richtung Wildböllen, um in ein menschenleeres einsames Tal, vorbei an alten Bauernhäusern einen weiteren Anstieg Richtung Schönenberg mitzunehmen. Von den Einheimischen wird gewitzelt, dass die Einwohner von Wildböllen erst 1948 das Ende des Zweiten Weltkrieges mitbekommen haben sollen, so einsam ist es hier.  Über Schönenberg ging es dann hinunter nach Schönau. Hier folgte ich ein kurzes Stück der Bundesstraße weiter in Richtung Aitern, um den Belchen in Angriff zu nehmen.

Leider waren es mittlerweile 38 Grad und der Anstieg würde bei Rückenwind und wenig Schatten zur Qual werden. Daher entscheide ich mich, den Abstecher zum Belchen auszulassen und fahre direkt zum Wiedner Eck weiter und von dort die erfrischende Abfahrt zurück nach Bad Krozingen.

Auf der Tour bieten sich Stopps  zur Einkehren in Schönau, im Belchen Haus oder am Wiedner Eck und zum Abschluss die Staufener Altstadt mit Eisdiele (Tipp: Eiscafé Venezia – Hauptstr. 5a- in einem Hinterhof) und Weinbrunnen an. Die Staufener mittelalterliche Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen lädt auch zum Schlendern ein, insbesondere, weil sie komplett autofrei ist. Es gibt viel kleine Geschäfte, Cafés und Restaurants, aber auch Museen und Galerien. Zudem kann man zu einer Burgruine rauf wandern, von der man einen herrlichen Blick in die Umgebung hat und im Schatten sich vom Aufstieg ausruhen oder picknicken kann. Staufen hat sich für auch als optimaler Treffpunkt für mich und meine Frau angeboten, die die Umgebung per Fuß erkundet hat.

Für alle Liebhaber der deutschen Literatur: Goethes Dramenheld, der historische Doktor Faust, fand in Staufen um 1539 den Tod.

 

Tag 3: 102 Kilometer 1800 Höhenmeter

An Tag 3 stand die Hochblauenrunde an. Dieser Berg war für mich eine Premiere. Die Anfahrt ging wieder durch die Weinberge rund um Betberg, Britzingen und dann über die Schwärze nach Badenweiler. Badenweiler ist ebenfalls ein Kurort. Schon die Römer entdeckten das Badenweiler Thermalwasser für sich und erbauten hier eine Badeanstalt, dessen Ruinen sich direkt neben der heutigen Cassiopeia Therme befinden.

Durch die Innenstadt von Badenweiler ging es vorbei an der Burg und hinaus ins Kanderntal. Die Runde wurde mit Komoot geplant, was dazu führte, dass im Kandertal gefühlt jeder  kurze böse Stich mitgenommen wurde. Ab Marzell wurde es dann wieder flacher und ging konstant hinauf Richtung Hochblauen. Auf dem Gipfel am Berghaus Hochblauen angekommen, bot sich ein einmaliger Ausblick in die Rheinebene nach Frankreich.

Das Berghaus hat einen Hotel-, Restaurant- und Kioskbetrieb und reichlich Sitzmöglichkeiten draußen für die zahlreichen Wander- und Radtouristen.

Die Abfahrt nach Badenweiler ist leider wegen der schlechten Straße nicht wirklich eine Freude. Am Fuße angekommen, ging es dann wieder über sehr gute Straßen über die Gemeinden  Feldberg und Mülheim nach Neuenburg.

Neuenburg bietet in der Innenstadt viele Lokale mit Terrassen und Möglichkeiten zum Verweilen. Von Neuenburg geht es über sehr gute Radwege flach und flott durch die Rheinebene zurück nach Bad Krozingen.

 

Am Nachmittag konnte ich dann mit meiner Frau noch die Umgebung erkunden. Wir haben uns zusammen Badenweiler angeschaut und im Schatten mit Blick auf die Burgruine einen sehr guten Kaffee und ein Kaltgetränk auf der 180° Terrasse des Hotels Ritter genossen. Danach blieb noch genügend Zeit für einen Abstecher zum Schloss Bürgeln (ca. 8,5 km von Badenweiler) mit Schlossführung (Eintritt 6 Euro/Pers). Das Schloss wird auch „Perle des Markgräflerlandes“ genannt und ist definitiv einen Besuch wert (https://schlossbuergeln.de/das-schloss/). Von der Schlossterrasse hat man zudem einen herrlichen Panoramablick: Rheintal mit den Vogesen, die Burgundische Pforte, der Sundgau und bei klarem Wetter der Schweizer Jura

 

Tag 4: 96 Kilometer 2300 Höhenmeter

Die vierte Tour führte über Ehrenkirchen nach St. Ulrich hinauf zum Geiersnest. Oben angekommen hat man einen sehr schönen Ausblick auf die Rheinebene zur einen Seite und auf Freiburg zur anderen Seite.

Geiersnest/Gerstenhalmeck ist eigentlich ein Wanderparkplatz auf 820 m Höhe und als Rennradstrecke eher ein Geheimtipp! Mit dem Auto erreicht man den Parkplatz nur von St. Ulrich, also die Straße, die ich hochgefahren bin. Von der anderen Seite gibt es auch eine geteerte Straße, die aber seit einigen Jahren im oberen Teil gesperrt ist, um das Verkehrsaufkommen durch Horben zu reduzieren. Da die Straße somit eine Sackgasse darstellt, besteht nur ein sehr geringes Verkehrsaufkommen, was den Pass sehr attraktiv macht. Diese Straße nahm ich bergab- es ging flott hinunter nach Horben und von hier direkt zum Freiburger Hausberg, den Schauinsland, hinauf.

Der Schauinsland ist 1284 Meter hoch – ca 900 HM sind zu bewältigen. Der Name des Berges ist Programm – man hat eine hervorragende Aussicht in die Rheinebene und zu den Vogesen. Bei optimalem Wetter soll man auch die Alpen sehen können.

Vom Schauinsland ging es hinunter in Richtung Todtnau und weiter nach Utzenfeld und Aitern. Nachdem an Tag 2 die hohen Temperaturen die Anfahrt zum Belchen verhindert hatten, gab es heute bei etwas kühleren Temperaturen keine Ausreden mehr – der Belchen war nun dran.

Der Belchen (keltisch: der Strahlende) ist die vierthöchste Erhebung im Schwarzwald, wird auch als „Panoramaberg des Schwarzwaldes“ bezeichnet und ist ganzjährig gut besucht (Rad, Wandern, Skifahren). Während viele Besucher mit der Belchenbahn auf leichte Weise zum Gipfel gebracht werden, ging es für mich über eine für Autos gesperrte Straße (seit 2001 ist der Belchen autofrei) ab der Talstation hinauf zur Passhöhe.

Auf dem Gipfel direkt an der Belchenbahnstation steht das Belchenhaus, das höchstgelegene Gasthaus im Schwarzwald, wo man seine Kraftreserven bei einem leckeren Stück Kuchen auf der Südterrasse auftanken kann.

Für mich ging es aber unmittelbar von hier zurück zum Wiedener Eck und hinunter über das Münstertal nach Staufen und zurück nach Bad Krozingen. Das verdiente Abschlussbier gab es heute im Eulenspiegel in Bad Krozingen. Bei Tante Jutta sollte man unbedingt Schniposa oder das Gericht des Tages essen (http://www.eulenspiegel-bad-krozingen.de/) aber Vorsicht Samstag ist Ruhetag….

 

Tag 5: 109 Kilometer 700 Höhenmeter

Der heutige Tag stand unter dem Motto Entspannung und Regeneration. Überwiegend flach ging es durch die Weinberge Richtung Müllheim und Neuenburg, um dann weiter durch die Rheinebene nach  Ihringen zu fahren. Ab Ihringen ging es dann in den Kaiserstuhl über Achkarren nach Vogstburg im Kaiserstuhl.

Der Kaiserstuhl ist vulkanischen Uhrsprungs und bekannt für sein warmes Klima und als Weinregion. Es gibt hier zahlreiche Möglichkeiten des Wanderns und Radelns durch die Weinberge. Für Abkühlung sorgen zudem Badeseen. Über den Texaspass (Verbindung der beiden Kaiserstuhlorte Oberbergen und Kiechlinsbergen) ging es dann hinüber nach Endingen und Bahlingen zurück nach Bad Krozingen.

Der Texaspass wird übrigens erst seit seiner Einbeziehung in die Regio-Tour Texaspass genannt, und zwar wegen seiner Serpentinen. Ursprünglich hieß er „Auf dem Eck”. Da die Runde schon zur Mittagszeit beendet war, blieb genügend Zeit, mit meiner Frau einen Abstecher mit dem Auto nach Frankreich zur Festung Belfort zu machen. Neben der großen Festungsanlage ist der ebenfalls dort befindliche aus gehauenen Sandsteinquadern gebildete monumentale Löwe von Belfort des Bildhauers Frédéric-Auguste Bartholdi aus den Jahren 1875/80 zu bewundern. Um den Löwen von Nahem zu sehen, muss man extra bezahlen. Alternativ kann man aber auch einen Weg an der Mauer entlang nehmen und bekommt zwar nicht ganz nah, aber trotzdem einen sehr guten Blick auf den Löwen.

 

Tag 6: 112 Kilometer 2000 Höhenmeter  

Die sechste Tour führte mich auf das Dach des Schwarzwaldes, den Feldberg,  und mit dem Rinken zu einen meiner liebstem Anstiege.Erstmal ging es über Freiburg nach Oberried ins Zastlertal. Von hieraus erreicht man den für den Autoverkehr gesperrten Rinken. Der Rinken führt von Oberried hinauf nach Hinterzarten. Der Anstieg ist knackig und die Straße im oberen Bereich für einige 100 m nicht asphaltiert, aber trotzdem gut mit dem Rennrad befahrbar. Es gibt vom Rinken aus auch eine Abstecher-Möglichkeit (über eine Stichstraße) zur Baldenweger Hütte (Nordflanke des Feldberges).

Ich lasse diese Möglichkeit aus. Weiter ging es für mich vorbei am Tittisee zum Fuße des Feldberges ins Bärental und dann auf den Feldberg.

Der Feldberg ist der höchste Berg im Schwarzwald (1493 Meter). Auf dem Feldberg gibt es Höhenwanderwege, die von der Station der Feldbergbahn starten. Vom Feldbergturm hat man eine tolle Aussicht  bis zu den Vogesen in Frankreich und sogar bis zur Schweizer Alpenkette im Süden. Neben den Höhenwanderwegen und dem Wichtelpfad für die Kleinsten, gibt es auch einen Kletterwald.

Ich gönnte mir oben angekommen keine Pause. Eine breite Strasse führte runter nach Todtnau und weiter nach Uzenfeld. Von hier aus ging es über Wieden hinauf zum Wiedener Eck und wieder runter nach Bad Krozingen zum Kaffee. Anschließend machten wir mit dem Auto noch einen Ausflug nach Emmendingen zur Hochburg. Als Burg »Hachberg« wurde sie im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt. Seit dem 13. Jahrhundert waren die Markgrafen von Baden Besitzer und Nutzer der Anlage. Die große Zeit der Burg begann im 17. Jahrhundert, als Markgraf Georg Friedrich von Baden sie zur Festung ausbauen ließ. Heute ist Sie als Ruine zu besichtigen.

 

Tag 7: 65 Kilometer 900 Höhenmeter

Am letzten Tag vor unserer Abreise ging es zum Abschluss nochmal Richtung Münstertal. Von dort fuhr ich weiter Richtung Neuenweg und hinauf zum Kreuzweg. Um die traumhafte Abfahrt über Sirnitz Richtung Müllheim zu nehmen. Zurück geht es dann wieder über Neuenburg durch die Rheinebene nach Bad Krozingen. Danach machten wir uns auf dem Weg ins Elsass nach Colmar. Die Altstadt von Colmar ist wunderschön mit ihren Fachwerkhäusern aus dem Mittelalter und der Renaissance sowie dem gotischen Münster. Leider war es an diesem Tag sehr warm und voller Touristen, so dass wir nach einem Rundgang durch die Altstadt uns auch schon wieder von dort verabschiedet haben und weiter zur „Haut-Koenigsbourg“ (Hochkönigsburg), 26 km nördlich von Colmar, gefahren sind (https://www.haut-koenigsbourg.fr/). Die Burg wurde auf einer Felsspitze im 12.Jahrhundert erbaut und hatte viele berühmte Besitzer, ist und war aber auch Zeitzeuge der Elsässischen Geschichte. Die Besichtigung lohnt sich (ohne Führung möglich) und war ein schöner Abschluss für unseren Urlaub

 

Am Tag 8  ging es auf den Heimweg. Die Woche ist mal wieder viel zu schnell zu Ende gegangen, auch wenn meine Beine sich nun auf eine Pause freuen. Der Breisgau und die Schwarzwaldregion ist etwas für die ganze Familie und nicht nur für Rennradfans.

Neben den schönen Radtouren quer durch den Schwarzwald besuchte ich mit meiner Frau nach den Touren noch zahlreiche Schlösser, Burgen sowie historische Städte und Plätze in der Umgebung und in Frankreich. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten aktiv zu werden, aber sich auch verwöhnen zu lassen.

Zudem konnte die Küche in der Ferienwohnung bis auf das Frühstück meist ungenutzt bleiben, da die Region für jeden Geschmack gastronomisch was zu bieten hat.

 

 

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Über den Autor Christian Klüß